Frau Dr. Frentrup, was hat Sie angetrieben, sich als Landtagskandidatin zur Wahl zu stellen?
Frau reicht, den Doktortitel können Sie weglassen. Zwei Gründe sind dafür besonders wichtig: Zum einen erlebe ich in der Politik vor Ort, wie abhängig wir vom Land sind. Zum anderen möchte ich Themen, für die ich stehe und die ich als zukunftsentscheidend erachte, in Düsseldorf stärker in den Fokus rücken.
Von Haus aus sind Sie Unternehmensberaterin für Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie, daheim managen Sie das Büro auf dem 130 ha großen Bauernhof ihres Mannes. Und Sie sind Aufsichtsrätin einer großen Molkerei. Ist Landwirtschaft Ihr zentrales Thema?
Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion gehören zu meinem Hintergrund. Ebenso wie meine Arbeit als Fraktionsvorsitzende oder Bauausschussvorsitzende im Steinhagener Rat. Oder meine Rolle als Mutter dreier Kinder. Ungern lasse ich mich weder auf das eine noch das andere reduzieren. Mir ist wichtig, dass wichtige Fragen in ihren Zusammenhängen betrachtet und bewertet werden.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Für mich ist der Klimawandel und seine Folgen das aktuell wichtigste Thema, dass uns von Berlin bis in die Familien hinein beschäftigt. Wir müssen auf allen Ebenen umdenken, nachsteuern und schneller handeln. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Klingt einfach, ist aber komplex und im Detail schwierig. Ich möchte helfen, Wege zu finden, die zum Ziel führen. Ideologie bringt uns nicht weiter; jede Klimaschutzmaßnahme muss sich einer Bewertung unterziehen und ihre Wirksamkeit mit Zahlen, Daten und Fakten unter Beweis stellen.
Warum sind Sie in dem Themenkomplex Klimafolgenanpassung so fit?
Wenn man wie wir auf dem Land zuhause ist, erlebt man längere Hitzeperioden, häufigere Extremwetterlagen oder das aktuelle Baumsterben sehr intensiv. Als Wissenschaftlerin habe ich gelernt, Hintergründe zu recherchieren und Diskussionen zu bewerten. Den Klimawandel einzubremsen und auf allen Ebenen mit den Folgen umgehen zu lernen sind meines Erachtens die größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir in NRW und in Deutschland sollten in Abstimmung mit der EU vorangehen.
Sie sind aktives Mitglied der CDU. Und die Christdemokraten haben sie auch nominiert. Sind Sie eine grüne Schwarze oder eine schwarze Grüne?
Ich mag dieses Denken in Farben nicht, verstehe aber, worauf Sie hinauswollen. Ich sehe mich in erster Linie als überzeugte Demokratin, die die Interessen von Wirtschaft und Umwelt unter einen Hut bringen will. Und zwar im Sinne der Menschen, für unsere Kinder.
Zum Wahlkampf gehören Auftritte vor Ort, Besuche von Events oder Gespräche an den Haustüren. Das alles geht in Zeiten von Corona nicht. Wie kommen Sie mit den Menschen ins Gespräch?
Seit vielen Wochen bin ich im Altkreis Halle und in Dornberg und Jöllenbeck unterwegs, habe sowohl in den Ortsverbänden wie auch in der Öffentlichkeit viele gute Gespräche. Wenn das nicht Auge in Auge geht, bleibe ich via Telefon, E-Mail oder Videokonferenz mit den Menschen im Austausch. Wer mag, kann mich jederzeit ansprechen. Meine Kontaktdaten finden Sie auf meiner Internetseite www.mechthild-frentrup.de. Ich bin auch bei Facebook und Instagram aktiv.
Was glauben Sie, können Sie für die Menschen im Norden des Kreises Gütersloh und im Nordwesten Bielefelds in Düsseldorf erreichen?
Zum einen Aufmerksamkeit für unsere drängendsten lokalen Probleme, wie zum Beispiel die hohen Energie- und Baukosten, der Fachkräftemangel, die überbordende Bürokratie und die knappe finanzielle Ausstattung vieler Kommunen, die wir ohne die Hilfe des Landes kaum lösen können. Zum anderen möchte ich für die Menschen beiderseits des Teutos mein Netzwerk weiter ausbauen, damit hier das Arbeiten erfolgreich und das Leben sicher bleibt.
Als Direktmandaten für den Landtagswahlkreis 94 stellen sich mehrere Menschen zur Wahl. Warum sollte ich gerade Mechthild Frentrup meine Stimme geben?
Im Landtag von NRW sind bislang nicht mal ein Drittel Frauen. Nicht jede ist gleichzeitig Mutter dreier Kinder. Und noch weniger bringen Know-how aus Wirtschaft, Landwirtschaft und Kommunalpolitik ein. Nicht zuletzt wird es Umwelt und Wirtschaft guttun, wenn mehr miteinander statt gegeneinander geht.
Der Landtagswahlkreis 94 ist schwierig, weil ein Drittel der Wähler in Bielefeld, zwei Drittel im Kreis Gütersloh zuhause sind. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Bei der letzten Wahl trennten die Kandidaten der beiden großen Parteien nur wenige hundert Stimmen. Es gewann der damalige MdL, der jetzt nicht erneut antritt. Das ist eine Riesenchance, die ich gerne nutzen möchte.
Was wollen Sie im Landtag besser machen?
Vieles geht schon in die richtige Richtung. Aber wir müssen gerade in Sachen Klimafolgenanpassung, Sicherung der Energieversorgung sowie bei der Digitalisierung von Schulen, Wirtschaft und Verwaltung viel schneller sein, mehr möglich machen. Mit gegenseitigen Blockaden kommen wir nicht voran, gemeinsam geht da mehr.
NRW ist bunt. Arme und Reiche, kleine und große Firmen, Metropolregionen und Dörfer. Für wen machen Sie Politik?
Für die Menschen hier links und rechts des Teutos. Für Landbewohner genauso wie auch für Städter. Für Junge und Alte, für Singles und Familien. Ich denke, wir hier in Bielefeld und im Norden des Kreises Gütersloh sind fleißig und erfolgreich. Es ist attraktiv hier zu leben und zu arbeiten. Ich bin stolz auf unser OWL. Deshalb sollten wir auch genau so selbstbewusst auftreten, unsere Beiträge leisten und unsere Ansprüche anmelden.
Was wünschen Sie sich für den 15. Mai 2022?
Zum einen, dass möglichst viele Menschen zu Wahl gehen, sofern Sie sich nicht vorher schon für die Briefwahl entschieden haben. Und, dass sie ihr Kreuzchen bei Mechthild Frentrup machen!